Mindset: Sicherheit beginnt im Kopf

Florian Peil
von Florian Peil
Mindset: Sicherheit beginnt im Kopf

Wer wird Opfer - und wer nicht? 

Ich kenne Menschen, die wurden auf einer Urlaubsreise gleich mehrfach überfallen. Andere hingegen bewegen sich jahrelang in Krisengebieten, wo Terroranschläge, Überfälle und Entführungen an der Tagesordnung sind, und dennoch geschieht ihnen nichts. 

Warum ist das so?

Die Viktimologie, eine Teildisziplin der Kriminologie, erforscht die Beziehung zwischen Tätern und Opfern, also den Prozess, wie jemand zum Opfer einer Straftat wird. 

Demnach werden vorrangig Menschen zu Opfern, die sich zu sicher fühlen und Bedrohungen ignorieren; ebenso Menschen, die Warnungen ihres Bauchgefühls ignorieren; und vor allem Menschen, die Unsicherheit ausstrahlen.

Wer die persönliche Sicherheit erhöhen möchte, der sollte also bei sich anfangen. Das wichtigste Werkzeug dafür befindet sich zwischen unseren Ohren: unser Mindset

Es geht darum, die richtigen Stellschrauben im eigenen Kopf zu finden und das eigene Mindset sauber zu kalibrieren. Das ist das Fundament, auf dem alles aufbaut.

Der Begriff „Mindset“ bezeichnet die eigene Geisteshaltung, unsere Einstellungen und Überzeugungen. 

Unsere Haltung hat einen direkten Einfluss auf unsere Sicherheit. Ein sauber kalibriertes Mindset trägt dazu bei, die eigene Sicherheit effektiv zu erhöhen, ob auf Geschäftsreise oder im Krisengebiet.

Ein solches Mindset führt zu einer Psychologie der Stärke. Es funktioniert wie eine gute Antivirus-Software, die Angreifer auf Distanz hält.


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Sie sind für Ihre Sicherheit verantwortlich

Sicherheit beginnt mit einer Entscheidung. Diese Entscheidung lautet: Sie erklären sich zuständig für Ihre persönliche Sicherheit. Sie übernehmen ab sofort die volle Verantwortung, ohne Wenn und Aber. Wer verantwortlich ist, nimmt die Dinge selbst in die Hand und wartet nicht darauf, dass andere die eigenen Probleme lösen.

Das klingt banal, ist es aber ganz und gar nicht. Für viele Menschen bedeutet eine solche Entscheidung einen Paradigmenwechsel, eine fundamentale Veränderung der eigenen Denkweise. Denn diese Entscheidung verlangt, dass wir zunächst akzeptieren, dass Bedrohungen wie bewaffnete Konflikte, Terrorismus oder Entführungen existieren.

Menschen neigen jedoch dazu, Bedrohungen unbewusst auszublenden. Für viele Menschen ist dieser Schritt unbequem, weil er sie aus der eigenen Komfortzone zwingt. 

Derartige Wahrnehmungsfehler haben eine entsprechend verzerrte Wahrnehmung der Realität zur Folge. Potenzielle Bedrohungssituationen werden dann nicht mehr präzise eingeschätzt. 

Das wiederum erhöht die eigene Verwundbarkeit für Angriffe durch Kriminelle, Terroristen und andere Bedrohungsakteure.

In vielen Ländern ist die Polizei nicht der Freund und Helfer

Wer jedoch darauf setzt, dass Dritte für die eigene Sicherheit garantieren, dem droht unter Umständen ein böses Erwachen, vor allem in jenen Ländern, in denen staatliche Institutionen wie die Sicherheitskräfte personell chronisch unterbesetzt oder korrupt sind. In vielen Ländern der Welt ist die Polizei nicht unser Freund und Helfer, im Gegenteil.

Sobald wir bewusst Verantwortung für unsere persönliche Sicherheit übernehmen, sind wir mental in der Lage, uns mit den konkreten Bedrohungen vor Ort des jeweiligen Reiseziels auseinanderzusetzen. Alle Bedrohungen zusammen ergeben die spezifische Bedrohungslage eines Ortes. Diese gilt es in Erfahrung zu bringen.

Dazu gehört auch, die Quellen dieser Bedrohungen zu kennen, also die potenziellen Täter. Das sind die sogenannten Bedrohungsakteure. Je nach Kontext können dies Kriminelle, Terroristen, Spione, Stalker oder Sexualstraftäter sein.

Ebenso wichtig ist es zu verstehen, wie diese Täter in der Praxis handeln: Wie gehen Kriminelle beispielsweise in Nairobi vor? Welche aktuellen Maschen nutzen Taschendiebe in Istanbul? Wie hoch ist das Risiko von Entführungen in Saõ Paulo – und unter welchen Umständen bin ich ein mögliches Ziel?

Mindset: Sicherheit durch Ausstrahlung

Die kurze Antwort: Sie sind dann ein Ziel, wenn Sie wie eines wirken. Angreifer wählen ihre Opfer sehr gezielt aus. Sie wittern Schwäche wie die Raubtiere. Und wer aussieht wie Nahrung, der wird gefressen.

Wer hingegen um existierende Bedrohungen weiß und bewusst Verantwortung für die eigene Sicherheit übernimmt, hat erfahrungsgemäß nicht mehr die Ausstrahlung eines Opfers – und taucht oft gar nicht erst auf dem Radar von Kriminellen, Terroristen und sonstigen Angreifern auf.

Ein sauber kalibriertes Mindset sorgt so für mehr persönliche Sicherheit. Sicherheit beginnt im Kopf.


Wie Sie Ihr Mindset sauber kalibrieren lernen, dazu mehr in meinem Buch "Die 5 Ringe der Sicherheit"

Dieser Text ist zuerst im BDAE Journal (Januar 2021) erschienen.

Foto: Patrick Schopflin / Unsplash

Florian Peil
Florian Peil
Ich bin Florian Peil. Als Sicherheitsberater und Trainer stärke ich die Abwehrkräfte von Unternehmen und schule Menschen für den souveränen Umgang mit Risiko und Gefahr. Zuvor war ich Mitarbeiter einer Sicherheitsbehörde im Bereich Terrorismusbekämpfung. Als Islamwissenschaftler bin ich Spezialist für die Region Nahost und Nordafrika.
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