Sicherheitstrainings für Geschäftsreisende und Expats spielen heute im Rahmen der Vorbereitung auf Auslandsreisen und Entsendungen eine wichtige Rolle in der Reisesicherheit.
Diese Trainings laufen unter verschiedenen Bezeichnungen:
Derartige Reisesicherheitstrainings werden in mehreren Varianten und in unterschiedlicher Intensität angeboten: Basis, Intensiv, HEAT.
Basis-Trainings richten sich vor allem an Geschäftsreisende. Sie dauern meist einen Tag und fokussieren sich auf die Grundlagen der Reisesicherheit.
Intensiv-Trainings für Mitarbeiter von NGOs, Hilfsorganisationen und politische Stiftungen dauern üblicherweise zwei bis zweieinhalb Tage. Sie enthalten deutlich mehr praktische Übungen als die Basis-Trainings.
HEAT-Trainings dauern vier bis fünf Tage. Diese Hostile Environment Awareness Trainings (HEAT) sind durch die sehr hohe Anzahl von realitätsnahen Simulationen und Rollenspielen die intensivste Form des Sicherheitstrainings. Sie bereiten auf den Aufenthalt in Kriegsgebieten und anderen Hochrisikoregionen vor.
In der Reisesicherheit haben sich alle Varianten des Sicherheitstrainings über die Jahre hinweg in der Praxis bewährt.
Das belegen Erfahrungsberichte ehemaliger Teilnehmer.
Daher sind Reisesicherheitstrainings in immer mehr Unternehmen und Organisationen heute eine wertvolle Komponente der Reisevorbereitung und zur Erfüllung der Fürsorgepflicht - zu Recht.
Oder?
Dieser Meinung ist ein geschätzter Kollege von mir. Sein Argument: Was kann man als Teilnehmer an einem oder zwei Tagen schon lernen?
Hier widerspreche ich entschieden. Ich führe seit mehr als zehn Jahren Sicherheitstrainings in den unterschiedlichsten Formaten und Konstellationen durch - und bin zu einer völlig anderen Einschätzung gelangt:
Gut konzipierte und durchgeführte Sicherheitstraining sind ein wertvolles Instrument, um Menschen auf ihre Einsätze im Ausland vorzubereiten.
Hier sind meine 5 Gründe, wieso Sicherheitstrainings so wertvoll für die Vorbereitung von Mitarbeitern sind:
In einem Sicherheitstraining können Teilnehmer prüfen, ob sie eine realistische Vorstellung von der Welt und den Menschen haben:
Mit einem solchen Reality Check können Teilnehmer prüfen, ob Ihre Vorstellungen, Erwartungen (und Ängste) realistisch sind oder nicht. Ein solcher Abgleich legt auch bestehende Wahrnehmungsverzerrungen offen. Das zeigt Grund Nummer Zwei.
Sicherheitstrainings haben ein klares Ziel: Sie sollen Teilnehmer für Risiken und Gefahren sensibilisieren.
Sensibilisieren heißt, dass die Teilnehmer mitunter zum ersten Mal in ihrem Leben von bestimmten Risiken hören und sich damit bewusst und konkret auseinandersetzen. Je nach Reiseziel können das Carjackings, Entführungen, Verkehrsunfälle, politische Unruhen oder Terroranschläge sein. Sie schnuppern unter professioneller Anleitung in das Thema Sicherheit hinein.
Ein Training ist somit ein wichtiger Impuls. Es ist für viele der erste Schritt in die Welt der Sicherheit. Aber es ist keine fundierte Ausbildung. Eine solche dauert mehrere Wochen bis Jahre. Entsprechend muss die eigene Erwartung an ein Reisesicherheitstraining realistisch sein.
Sicherheit ist eine persönliche Sache. Jeder Mensch ist anders. Herkunft, Geschlecht, Aussehen, Ausbildung und Erfahrungen führen zu vollkommen unterschiedlichen Fähigkeiten, Wahrnehmungen und Risikoprofilen (siehe Reality Check).
Entsprechend der eigenen Person und Prägung hat jeder Mensch seine individuellen blinden Flecken. Diese gilt es herauszufinden.
Wie zum Beispiel reagieren Menschen in Stresssituationen?
Ein Klassiker ist das sogenannte „Stresslächeln“. In Gefahrensituationen, zum Beispiel bei Bedrohung mit einer Waffe, lächeln manche Menschen unbewusst. Das wiederum kann Angreifer provozieren und zur Anwendung von Gewalt animieren.
Zu den üblichen blinden Flecken gehören weiterhin verschiedene Wahrnehmungsverzerrungen (engl. bias). Zu den üblichsten gehören die Normalitätsverzerrung (normalcy bias) und die Bestätigungsverzerrung (confirmation bias).
Der Normalcy Bias bringt Menschen dazu, Hinweise auf drohende Gefahren zu ignorieren, zu leugnen oder als nicht relevant abzutun. Dieses Verhalten wird auch als Vogel-Strauss-Effekt bezeichnet.
Der Confirmation Bias ist so etwas wie der „Vater aller Denkfehler“ (Rolf Dobelli). Er sabotiert die persönliche Sicherheit, indem er nur jene Informationen zulässt, welche die eigene Meinung oder den eigenen Standpunkt stützen - auch in gefährlichen Situationen. Alle anderen Informationen ignoriert unser Hirn.
Dieser Denkfehler begegnet mir besonders häufig bei Menschen, die von einer Mission beseelt sind, also zum Beispiel bemüht sind, die Demokratisierung in fernen Ländern voranzutreiben. Diese Menschen haben häufig eine unrealistisch positive Sicht auf die Lage und die Menschen vor Ort.
Ein Sicherheitstraining kann helfen, sich selbst besser kennenzulernen, die eigenen blinden Flecken zu identifizieren und als nicht hilfreich erkannte Verhaltensweisen zu korrigieren.
In meinen Sicherheitstrainings gebe ich den Teilnehmern Werkzeuge an die Hand, mit deren Hilfe sie die persönliche Sicherheit erhöhen können. Diese Werkzeuge sind konkrete Fertigkeiten, die jeder Mensch erlernen kann. Zusammen bilden sie eine Art Werkzeugkasten der Sicherheit.
Bei mir sind das vor allem jene Werkzeuge:
Risikoformel. Die Formel hilft, Risiken besser zu verstehen und die eigenen Handlungsmöglichkeiten und Hebel im Umgang mit Risiken und Gefahren zu erken-nen. Im Training lernen die Teilnehmer, die Formel bei der Reiseplanung und in Simulationen anzuwenden.
Situative Aufmerksamkeit (engl. situational awareness) ist ein zentrales Werkzeug in unserem Werkzeugkasten der Sicherheit. Awareness ist unser Gefahrenradar.
Im Training lernen die Teilnehmer, wie sie das eigene Umfeld präzise wahrnehmen. Awareness weist uns nicht nur auf mögliche Bedrohungen hin, sondern verändert auch das für Dritte wahrnehmbare eigene Auftreten. Das macht jeden Menschen zu einem härteren Ziel für Kriminelle und sonstige Angreifer.
OODA-Loop. Der Loop ist das Tool für akute Gefahrensituationen. Er ist die Brücke zwischen Awareness und Action. Dabei handelt es sich um ein mentales Modell, das dabei hilft, Bedrohungssituationen zügig zu erfassen, die eignen Handlungsoptionen zu analysieren, um dann auch unter Stress die erfolgversprechendste Lösung zu finden - und umzusetzen.
Diese Werkzeuge sind drei der 5 Ringe der Sicherheit. Das ist das von mir entwickelte Konzept für persönliche Sicherheit.
Der Gedanke: Jedes Werkzeug wirkt wie ein Schutzring. Mehr Ringe bedeuten ein Mehr an Sicherheit. (Die beiden übrigen Ringe sind Mindset und Low Profile).
Praxisorientierte Sicherheitstrainings können eine „Stressimpfung“ (Uwe Füllgrabe) bieten, die mentale Vorbereitung auf Gefahrensituationen, die sodann das Abrufen automatisierter Verhaltensweisen ermöglichen soll.
Intensive Sicherheitstrainings bieten durch viele Simulationen und praktische Übungen die Gelegenheit, die eigene instinktive Reaktion herauszufinden und durch Wiederholung der Übungen andere Reaktionen zu testen, die zur Bewältigung der Situation vielleicht besser geeignet sind.
Menschen ohne Training reagieren instinktiv auf Gefahr und werden dabei von archaischen Mechanismen gesteuert: Flucht, Angriff, Erstarrung.
Ein Sicherheitstraining kann somit Ängste reduzieren helfen und das persönliche Sicherheitsgefühl stärken, indem Teilnehmer auf mögliche Gefahrensituationen vorbereitet werden.
Das berichten zumindest viele Teilnehmer nach einem Sicherheitstraining, wie zum Beispiel hier:
Natürlich gilt die Einschränkung: Ein Training ist keine Ausbildung, entsprechend reicht ein Training in der Regel nicht aus, um das instinktive Verhalten nachhaltig zu verändern.
Reisesicherheitstrainings sind ein wertvolles Instrument, um Menschen auf Reisen und den Aufenthalt im Ausland vorzubereiten.
Am Ende ist persönliche Sicherheit eine Frage eines sauber kalibrierten Mindsets.
Und genau bei dieser Kalibrierung helfen Sicherheitstrainings.
Sicherheit beginnt im Kopf.
Hier geht es zu meinen Trainingsangeboten:
Sicherheit im Ausland und auf Reisen
Protective Intelligence Trainings
Fotos und Grafiken: Florian Peil / Michael Haugwitz (Demo)